REZENSION: Head Graphene 360 Instinct MP


8 Minuten Lesezeit

Es ist ein bisschen paradox und traurig zugleich, dass ich zu der Rezension des Head Graphene 360 Instinct MP-Schlägers gerade in der Zeit gekommen bin, als Tomas Berdych seine Karriere beendete. Gerade mit diesem Modell „spielte“ er seine letzte Saison und aufgrund seiner langwierigen Rücken- und Hüftgelenkprobleme musste er seine professionelle Karriere beenden.

Das rezensieren des Head Graphene 360 Instinct MP Schlägers keine angenehme Angelegenheit war, da es zu Problemen mit Arm und Schulter geführt hat. Dies ist mir zum ersten Mal in meinen Tennisschläger-Rezensionen hier bei Sportega passiert. Alles begann aber gut.

Guter erster Eindruck

Wie es so beim rezensieren üblich ist, können die ersten Eindrücke irreführend sein. Ich bin schon vor der Rezension zu dem Schläger gekommen. Ein Freund aus dem Team bestellte zwei Stücke von diesem Modell und ich bekam die Chance, zu Saisonbeginn mit ihnen zum ersten Mal zu spielen. Die ein Paar Schläge haben mir gefallen. Der Schläger erzeugte leicht Energie, die Bälle sind weit geflogen und die Steuerbarkeit war sehr gut.

Der Schläger hat eine etwas schlechtere Stabilität, deshalb gehört Volley nicht zu seinen Lieblingsdisziplinen. Beim Service verhielte sich der Schläger durchschnittlich und hat nicht überrascht. Der Schläger wirkte als anspruchslos und als hätte er von sich selbst gespielt. Es erinnerte mich an 300g Babolat Pure Drive 2018.

Später, als ich den Schläger zu rezensieren bekam, konnte ich mit ihm mehrere harte Matche spielen. Besaitet wurde er mit Tecnifibre Black Code 1,28 mm für 24/23 kg, was aktuell auch meine Wahl ist und dank dessen weiß ich sicher, dass die resultierenden Eindrücke zu Lasten des Rahmens gehen. Auf ersten Blick wirkt der Rahmen „plastisch“ und schon die Farbkombination kann jeden entmutigen.

Meine Umgebung reagierte auf das Farbdesign meistens negativ und auch ich habe ein kleines Problem mit so einer markanten Farbe. Ich habe einen Freud, der mit der leichteren Form dieses Schlägers spielt und trägt blaue Kleidung und blaue Schuhe. So sieht er auf dem Platz gut aus, da ihm alles gut passt. Nicht jeder hat aber in seinem Kleiderschrank blaue Tennisbekleidung und so kann er auf dem Platz ein bisschen wie ein Exote aussehen.

Sie vermasseln es nicht so leicht

Ich habe mit dem Schläger einige Trainings und Matches gespielt. Ich war überrascht von der hohen Schlagsicherheit, der großen Länge und gutem Spin. Gut spielt man auch kurze Bälle aus dem Court. Die Steuerbarkeit ist hervorragend. Es ist kein Problem, einen schnellen Aufschlag zurückzugeben und auf dem Netz Bälle, die auf den Körper fliegen, zu blockieren. Schwächere Ergebnisse liefert der Schläger bei direkt beschleunigten Schlägen, d.h. im Offensivspiel.

Niemals hatte ich das Gefühl, ich könnte mit diesem Schläger meinen Gegner schieben. Dieser Schläger eignet sich nicht für aggressive Spieler, sondern mehr für geduldig wartende Tennisspieler, die gerne von der Ballgeschwindigkeit des Gegners profitieren.

Es ist ein bisschen seltsam, dass mit diesem Modell außer Tomas Berdych auch Maria Sharapovova spielt, die gleich wie Tomáš nicht zu den Tennisspielerinnen, die nur mit dem Ball spielen, gehört. Sie kann sehr schnell und aggresiv spielen. Die Dominante des Schlägers wird eher der Tennisstil von der Grundlinie mit einer größeren Anzahl an Austausche.

Vorsicht auf Schwingungen

In den ersten Stunden spielte ich mit dem Schläger ohne Schwierigkeiten, es schien mir aber, dass ich manchmal kleine Schmerzen in Arm und Schulter hatte. Es begann nach nicht reinen Schlägen. Ich meine nicht einen Treffer mit den Schultern, sondern eine kleine Abweichung vom mittleren Treffer. Es reicht den Ball nur ein bisschen außerhalb des Sweetspots zu treffen und der Rahmen zeigt es ihnen deutlich. Bei einem Schläger mit Kopfgröße 645 qcm ist es ungewöhnlich.

Darüber hinaus leben wir in einer Zeit, in der die Schläger dem Komfort näher kommen und so hat jede unangenehme Schwingung in der Hand eine negative Auswirkung. Obwohl ich mit einem Vibrastop in den Saiten gespielt habe, gelang es mir nicht, die unangenehmen stacheligen Schmerzen loszuwerden.

Sicher war es kein Fehler der Saite, denn der oben genannte Black Code von Tecnifibre gehört zu den weichsten Polyestersaiten auf dem Markt und verursacht mir in meinem Head Graphene Touch Speed Pro-Schläger keine Probleme.

Nachdem ich den Rahmen untersucht habe, bemerkte ich, dass er in der Mitte des Schlägers engere Buchsen, wo die kurzen Saiten geflochten sind, aufweist. Genauer gesagt, befinden sich an 3 und 9 Uhr 12 spezielle Buchsen, die die Bewegung kurzer Saiten in vertikaler Richtung einschränken. Die Saiten können sich nur horizontal bewegen. Die unangenehmen Schwingungen können durch dieses System verursacht werden.

Falls Sie den Ball in Kombination von langen und kurzen Saiten andrehen, ist es klar, dass die Saiten auf die Buchsen treffen und keinen Bewegungsraum haben. Nachfolgende Schwingungen werden dann in den gesamten Schläger übertragen.

Ich bin für traditionelle Lösungen mit runden Buchsen, weil die meisten neuen Errungenschaften oft zu widersprüchlichen Ergebnissen führen. Hier gilt das Motto: „Nicht ändern, was funktioniert“.

Objektiver Schmerz

Ich habe den Schläger einem anderen Spieler geborgen, damit er mir ein wenig darüber sagen kann. Während der ersten halben Stunde war er zufrieden, aber nach einigen Minuten gab er mir den Schläger zurück und sagte, dass er Schmerzen in der Hand hat. Meine Befürchtungen wurden also auch von einem anderen Spieler bestätigt.

Ich weiß nicht, ob es wegen der Oberflächenbearbeitung oder Rahmenbreite ist, aber dieses Modell scheint mir völlig anders zu sein, als andere Modelle wie Speed Pro oder Radical Pro, die ich auch getestet habe.

Alle neuen Head-Schläger werden mit Graphene 360-Technologie hergestellt, aber dieses Modell ist vom Gefühl anders. Obwohl der Rahmen nicht zu den härtesten gehört, wirkt er auf mich sehr stumpf. Es ist auch möglich, dass die harte Polyestersaite nicht zu ihm passt und man könnte zumindest teilweise die unangenehmen Schwingungen durch einen, zu der Hand schonenden Multifaden, loswerden.

Es stimmt, dass jeder Spieler sein eigenen Geschmack hat, aber hier bin ich davon überzeugt, dass strukturell erfolglose Buchsen seine Steuer fordern. Falls Sie die Möglichkeit haben, den Schläger zu testen, dann haben Sie keine Angst, vielleicht werden Sie angenehm überrascht. Im Gegenteil empfehle ich nicht, den Schläger blind zu kaufen, weil es sich nicht auszahlen muss.

Der Schmerz in der Hand muss nicht sich nicht sofort zeigen, sondern erst nach einigen Stunden, abhängig von Ihrer Technik, Erfahrungen und Körperstruktur. Man kann voraussetzen, dass jüngere Spieler mehr aushalten und die Schwingungen möglicherweise überhaupt nicht bemerken. Ernsthafte Folgen können sich später zeigen und von einem unauffälligen stacheligen Schmerz kann es zu einer chronischen Angelegenheit übergehen, die Sie monatelang heilen werden.

Für wen eignet sich der Schläger?

Dies ist ein bitterer Biss, den ich aufgrund der Verbindung mit Tomáš Berdych schlucken muss. Auf ersten Blick ist der Schläger zuverlässig, erzeugt selbst Energie und ist ein idealer Partner für Spieler, die einen längeren Austausch bevorzugen.

Unter normalen Umständen würde ich den Schläger Junioren und Frauen mit guter Technik oder Clubspielern empfehlen. Tennisspielern, die sich eher an der Grundlinie halten und lange Austausche mögen. Für Kämpfer eignet sich der Schläger nicht.

Aber was dann, wenn Ihre Hand nach einigen Stunden weh tut? Die mögliche Ursache für die Rahmenschwingungen wegen nicht traditioneller Buchsen habe ich schon in der Rezension erwähnt. Am wird am besten, wenn Sie den Schläger während ein Paar Stunden oder trainieren mit Zeitverzögerung testen. So können Sie am beste feststellen, ob Ihnen der Rahmen Probleme verursacht, oder nicht.

Für mich war es ein Problem, deshalb muss ich dem Schläger eine imaginäre Fünf geben, was mir noch nie passiert ist. Dabei ist es gut angefangen. Aber wie es so im Leben ist, kann der erste Eindruck verwirrend sein.

+ Vorteile

  • Der Schläger erzeugt selbst Energie
  • Lange Schläge und solider Spin
  • Sehr gute Steuerbarkeit
  • Einfaches Spiel von der Grundlinie

– Nachteile

  • Treffer außerhalb des Sweetspots erzeugt erhebliche Schwingungen
  • Im Laufe der Zeit gab es Armschmerzen
  • Stumpfe Rahmenreaktionen

Greif zu Head Graphene 360 Instinct MP »

Entdecke unsere Tennis-Rezensionen...

Ältere Beiträge